13. März 2009
罄竹難書 Qìngzhúnánshū
Eines meiner Chengyu-Lehrbücher hat eine Anekdote davon, wie sich Politiker durch die falsche Verwendung von Chengyu zum Narren machen können. Der ehemalige Präsident von Taiwan, der jetzt kürzlich in Ungnade gefallene Chen Shui-bian, nahm 2006 an einer Freiwilligenaktion teil, bei der er die anwesenden freiwilligen Helfer loben wollte, daß deren Arbeit 罄竹難書 qìngzhúnánshū sei. Er wollte damit ausdrücken, daß der gesellschaftliche Beitrag, den Freiwillige leisten, enorm sei, löste durch seine Wortwahl aber eine sprachliche Kontroverse aus. Sehen wir uns das Chengyu genauer an: 罄 qìng: erschöpfen; 竹 zhú: Bambus, hier zum Schreiben verwendete Bambusstreifen; 難 nán: schwierig; 書 shū: schreiben, in etwa also „selbst wenn man alle Bambusstreifen verwendet, reicht dies zum Schreiben nicht aus“. Chen wollte damit ausdrücken, daß die Leistungen der Freiwilligen so unbeschreiblich groß waren. Allerdings wurde von Sprachkritikern darauf hingewiesen, daß dieses Chengyu aus der Tang-Zeit aus einem Kontext stammt, in denen es um Straftaten eines Kriminellen geht, die so zahlreich waren, daß man alle Bambusstreifen vollschreiben könnte und dennoch nicht fertig würde… Es gibt ja im Deutschen eine sehr ähnliche Redewendung „das geht auf keine Kuhhaut“, das ja auch nur für negative Leistungen verwendet werden kann. Laut Wikipedia soll dies aus der Antike stammen:
Das geht auf keine Kuhhaut — Übertreibender Ausdruck (Hyperbel) der Empörung, der besagen will, dass über eine bestimmte Sache oder Person so viel Empörendes zu berichten wäre, dass zur Niederschrift nicht einmal eine Kuhhaut ausreichen würde. Pergament wird aus den Häuten von Schafen hergestellt, „Kuhhaut“ bezeichnet insofern ein zwar nicht real übliches, aber als besonders groß vorzustellendes Beschreibmaterial. Eine andere Erklärung besagt, dass die Redensart auf die Gründung der Stadt Karthago zurückgeht, als die Königin Dido sich soviel Land erbat, wie sie mit einer Kuhhaut umschließen konnte. Nachdem sie die Zusage hatte, zerschnitt sie die Haut in dünne Streifen, die aneinandergelegt ein riesiges Gebiet umschlossen.
Was die Lehrbuchschreiber mit ihrer Anekdote sagen wollen ist, daß bei der Verwendung von Chengyu auch die Konnotation wichtig ist und geben dann auf den folgenden Seiten eine lange Liste von Chengyu mit jeweils positiver, negativer und neutraler Konnotation für verschiedene Situationen.
Als Beispiel werden z.B. 標新立異 biāoxīnlìyì und 獨樹一幟 dúshùyīzhì genannt. Beiden ist gemein, daß sie eine Situation bezeichnen, in der man eine neue Perspektive verfolgt. Ersteres hat aber insofern eine negative Konnotation, daß dies mit der Absicht geschieht, sich von der Masse abzuheben. Letzteres hat eine positive Konnotation, da dies beinhaltet, daß es sich um einen originellen Standpunkt handelt, anhand dessen man z.B. eine neue Denkschule oder Tradition begründen kann (自成一家 zìchéngyījiā).
Und diesmal der Bildungsminister… « Chinesisch-Blog said,
18. März 2009 um 8:15 pm
[…] mit den Faux-pas des taiwanesischen Bildungsministers im Januar diesen Jahres beschäftigt. Wie bei Chen Shui-bian, vergriff sich der Minister im Ton, als er eine Organisation und diejenigen, die sich um diese […]
Obama uses chengyu in Shanghai « Chinesisch-Blog said,
17. November 2009 um 2:38 pm
[…] there’s always a potential for them to make a fool out of themselves for committing a mistake or two or another. (Though the American media were also debating whether Hillary Clinton did use […]