17. November 2009

Obama uses chengyu in Shanghai

Posted in English, Fehler, News, 成語 um 2:34 pm von krisnawan

Even though President Barack Obama is not known to be an aficionado of chengyu unlike Secretary of State Hillary Clinton, last night when he gave a speech to students in Shanghai, he made his obligatory mention of a Chinese idiom:

There’s a Chinese proverb: „Consider the past and you shall know the future.“ (about 15:45 into the video)

As I’ve commented several times on this blog, whenever a (Taiwanese) politician uses chengyu, there’s always a potential for  them to make a fool out of themselves for committing a mistake or two or another. (Though the American media were also debating whether Hillary Clinton did use the appropriate chengyu with respect to the US-China relationship).

Barack Obama did not misuse a chengyu yesterday, but it still caused controversy in the Taiwanese media, because some media outlets had reported he had used one of the Confucian classics, 溫故知新 wēn gù zhī xīn, which is from the following part of Confucius‘ Analects:

子曰:“溫故而知新,可以為師矣。”
The Master said, „If a man keeps cherishing his old knowledge, so as continually to be acquiring new, he may be a teacher of others.“

Obama was stressing the good record of mutual ties between the US and China, so it is a bit odd to use this chengyu, which mainly relates to expanding knowledge, even though some media outlets didn’t miss a beat:

美國總統歐巴馬今天在上海演講時,引用「溫故而知新」的「論語」語句談中美關係,強調兩國過去藉合作讓彼此更繁榮、安全,未來基於相互的利益、尊重就更能有成就。

So it didn’t take long until some journalists noticed the discrepancy and so the next chengyu controversy was born:

這句話對照歐巴馬講話的前後文來看,應該是「鑑往知來」的意思。歐巴馬說這一段話,主要指的是,美國過去跟大陸打交道,有過挫折,也碰到過一些問題,但是雙方敵對的關係是會改變的。所以應該是「鑑往知來」,而不是某些媒體翻譯的「溫故知新」。

The origin of the alternative put forward, 鑑往知來 jiàn wăng zhī lái, is less clear, some point to a poem in the Shijing of rather negative tone , but I think the more probable source is Liezi, a Daoist text:

是故聖人見出以知入,觀往以知來,此其所以先知之理也。
Therefore, the Sage observes the origin in order to know the issue, scrutinizes the past in order to know the future. Such is the principle whereby he attains foreknowledge.

So Confucius talks about developing new knowledge from old, but Liezi talks about observing the past as to know the future, so between these two, it’s clearly the latter that fits better.

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6. Oktober 2009

Und wieder vergreift sich ein Politiker…

Posted in Fehler, Politik, 成語 um 10:13 am von krisnawan

… beim Griff in die Chengyu-Kiste. Ein Abgeordneter im taiwanesischen Parlament von der KMT namens Wu Ching-Chi (吳清池) wollte auf einer Pressekonferenz durch den Gebrauch eines Chengyu seine Bildung demonstrieren, und bei der Kritik des ungebührlichen Benehmens aus der Entourage seines Parteifreundes Präsident Ma Ying-jeou zum Ausdruck bringen, daß derlei Umstände schon länger bestanden haben müßten:

  • 冰凍三尺、非一日之寒: bīngdòng sān chǐ, fēi yī rì zhī hán

Dieses Chengyu stammt aus dem 論衡 Lùnhéng des Philosophen der Hàn-Zeit, 王充 Wáng Chōng bedeutet soviel wie „Gefrorenes Eis drei Fuß dick, kommt nicht von einem Tag Kälte“, d.h. eine ungenehme Situation bricht nicht über Nacht hinein, sondern baut sich in der Regel über einen gewissen Zeitraum auf. Aber der gute Mann konnte sich nicht der klassisch-chinesischen Form dieses Chengyu entsinnen und probierte eine modernsprachliche Variante, bei der er aber ins Schleudern kam:

  • 「一日之之…我想一日之寒,絕對不是一日的下雪…就能夠變成冰塊的。」“Ein Tag, Tag… ich denke, ein Tag Kälte, ist auf keinen Fall einen Tag Schnee…. das kann dann zu Eis werden!“

Ich muß zugeben, ganz klar ist mir nicht, was er eigentlich da sagt, die taiwanesische Presse bemerkt jedenfalls ganz lapidar, dass er bei dem Versuch, sich der richtigen Worte zu erinnern, eine neue modernsprachliche Redewendung erfunden habe.

Als er dann von den Hochgeschwindigkeitszügen sprach, wollte er die großen Schuldenlasten anprangern und das Chengyu 「債臺高築」 (zhàitái-gāozhù BJ/zhàitái-gāozhú TW) bedeutet wörtlich in etwa „eine Schulden(債)-plattform (臺) hoch (高) errichten (築)“ und bezieht sich auf eine Geschichte aus dem 漢書 Hànshū, in der sich der König von Zhou auf einer hoch errichteten Plattform vor seinen Gläubigern versteckte. Wu aber brachte hier die Reihenfolge durcheinander und sagte 「債築高臺」, also in etwa eine „mit Schulden eine hohe Plattform errichten“. Eine solche Verwechslung ist logisch gesehen gar nicht so abstrus und ein durchaus ein plausibler Flüchtigkeitsfehler. Aber da Wu sich schon beim Chengyu über die Eiseskälte vertan hatte, schenkte ihm die Presse natürlich auch noch bei diesem Fehler ein. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen…

Es gibt auch ein Video, auf dem Wus Fauxpas zu sehen sind, neben anderen Politikerversprechern, u.a. einem Abgeordneten, der Präsident Ma als „Expräsidenten“ bezeichnet.

Am Ende zeigt das Video zeigt noch einen weiteren Politiker, der Chengyu-Probleme hat:

  • 書同文,車同軌: shū tóng wén, chē tóng guǐ.

In etwa „Bücher mit gleicher Schrift, Wagen mit gleicher Spannbreite“, dieses Chengyu bezieht sich auf die vielen Reformen, die der erste Kaiser in der Geschichte Chinas, 秦始皇帝 Qin Shi Huangdi nach der erfolgreichen Einigung Chinas durchführen ließ: die vielen verschieden im Reich verwandten Wagenspannbreiten und Schriftarten wurden vereinheitlicht. Der Abgeordnete, der dieses Chengyu anführen wollte, kam aber nur auf 學同文 xué tóng wén („die gleichen Zeichen lernen“), muß sich von der Regierungsbank eines Besseren belehren lassen, daß es 書同文 heißt und überdies, daß dies nur die Hälfte ist. 車同軌 versteht der so Belehrte nicht ganz und bekommt das dritte Zeichen noch beschrieben: 「車軌的軌,軌道的軌」 „軌 von 車軌 „Wagenspanne“, 軌 von 軌道 „(Fahr-)Bahn“.

(Herzlichen Dank an HYW für die Hinweise auf Artikel und Video!)

10. April 2009

Ginkgo

Posted in Übersetzung, Fehler, Interferenz, Synonymie, 兩字組, 日本語 um 11:49 pm von krisnawan

Auf einer ziemlich interessanten Webseite mit vielen Beiträgen zu sprachlichen Themen fiel mir etwas sehr Interessantes auf: das Wort für Ginkgo ist aus dem Japanischen ins Englische bzw. Deutsche entlehnt worden, doch gibt es im Japanischen kein Wort mit dieser Bedeutung, das von der Aussprache her in irgendeiner Weise hieran erinnert. Das Wort für Ginkgo im Japanischen wird nämlich 銀杏 „silberne Aprikose“ geschrieben, jedoch auf zweierlei Weise ausgesprochen: ichō für den Ginkgo-Baum, und ginnan für die Ginkgo-Frucht. Es handelt sich offensichtlich um einen Lesefehler, denn das Zeichen 銀 wird in der Tat im Japanischen gin ausgesprochen (yín im Chinesischen), und 杏 sieht dem Zeichen 古 ko „alt“ ziemlich ähnlich. Allerdings führt dies irre, die japanische Aussprache ist nämlich an, und im Chinesischen entsprechend xìng. Im Japanischen wäre dann eine Aussprache gin’an zu erwarten, aber in einem 連星 renjo genannten phonologischen Prozeß tritt bei einem bei einer auf Vokal anlautender, direkt einem silbenfinalen Nasal folgender Silbe ein zusätzliches n auf: ginnan (dasselbe Prinzip steckt hinter dem Wort 天皇 (eigentlich 天王), welches ten’ō erwarten ließe, tatsächlich aber tennō ergibt).

Was aber mit ichō? Hierbei handelt es sich um eine Aussprache, die mit den Schriftzeichen überhaupt nichts zu tun hat. Eine weitere Bezeichnung für Ginkgo im Chinesischen neben 銀杏 yínxìng ist  鴨腳 yājiǎo „Entenfuß“, welche aber eher zur Ming-Zeit gebräuchlich gewesen ist. Das japanische Wort ist eine Entlehnung hiervon, die sich an der damaligen konkreten Aussprache orientiert (wie 餃子 gyōza) und nicht an der japanischen Leseaussprache, die in diesem Fall ōkyaku wäre. Später wurde dieses Wort volksetymologisch als 一葉 ichiyō erklärt, aber schließlich mit der Schriftzeichenkombination für ginnan, eben 銀杏, geschrieben. Insofern ist es kein Wunder, daß bei der Entlehnung in die europäische Sprachen solche Übertragungsfehler passierten, die Situation im Japanischen ist ja schon unglaublich verworren.

Im Chinesischen gibt es noch weitere, seltener gebrauchte Bezeichnungen: 「白果」、「佛指甲」﹑「公孫樹」.

1. März 2009

初學者 chūxuézhĕ

Posted in Faux ami, Fehler, 日本語, 三字組 um 2:37 pm von krisnawan

„Anfänger, Beginner“ (z.B. von einem Sprachkurs oder einer anderen erlernbaren Fertigkeit)

Und wieder ein falscher Freund vom Japanischen her. Dort heißt es nämlich 初心者.

縮寫 suōxiĕ

Posted in Fehler, Interferenz, 兩字組, 日本語 um 9:28 am von krisnawan

Ein Wort, das ich mir endlich merken muß: Abkürzung. Immer wieder unterläuft mir der Fehler, dies als 省語 oder 略語 zu bezeichnen, eine Interferenz aus dem Japanischen, wo es 略語 heißt (das Verb ist 省略, daher ist 省語 wohl ebenfalls als Interferenz anzusehen).