24. Mai 2009

Chinese Pod

Posted in Link, meta, 成語 tagged um 4:48 am von krisnawan

Seit einigen Wochen habe ich eine Kolumne zum Thema Chengyu beim deutschsprachigen Blog von Chinese Pod. Meine Beiträge sind auch unter meinem Autorennamen dort zu finden. Zum Konzept meiner Kolumne dort möchte ich den relevanten Ausschnitt aus dem ersten Beitrag dort wiederholen:

Kommen wir nun zum Schluss zur Frage, was 成语 chéngyŭ eigentlich sind. Sie werden häufig ‚chinesische Idiome‘, oder ‚chinesische Redensarten‘ o.ä. genannt, aber in der Regel werden Chengyu als besondere Art von chinesischen Idiomen angesehen, weswegen ich mich entschlossen habe, auch im Deutschen lieber beim chinesischen Ausdruck zu bleiben. Hier der Versuch einer Definition:

Feste Fügungen, häufig idiomatischer Natur, die typischerweise aus der klassischen chinesischen Literatur entnommen sind und normalerweise aus vier Zeichen bestehen.

  1. feste Fügung: ein Chengyu wie 温故知新 wēngù-zhīxīn „sich mit dem Alten vertraut machen und Neues erlernen“ ist ein feststehender Ausdruck. Ich kann z.B. nicht das zweite Zeichen 故 , das ja hier ‚alt‘ bedeutet, mit anderen Zeichen, die ebenfalls ‚alt‘ bedeuten, ersetzen, wie z.B. 古 oder 旧 jiù und 温古知新 wēngŭ-zhīxīn oder 温旧知新 wēnjiù-zhīxīn daraus machen.
  2. idiomatische Natur: ein Chengyu wie 温故知新 wēngù-zhīxīn hat eine Gesamtbedeutung, die über die Einzelbedeutungen der vier Zeichen hinausgeht. Zwar bedeuten die vier Zeichen wörtlich „Altes erwärmen und Neues erfahren“, aber dahinter steckt eine ganze Philosophie.
  3. aus der klassischen chinesischen Literatur übernommen: ein Chengyu wie 温故知新 wēngù-zhīxīn stammt zum Beispiel von Konfuzius‘ Analekten, klassischer geht es ja nun gar nicht! Aber wir sehen auch anhand dieses Beispiels, dass dies nicht unbedingt bedeutet, dass alles wortwörtlich aus der klassischen Literatur kommen muss. Im Original steht ja z.B. noch eine Konjunktion 而 ér dazwischen: 温故而知新 wēn gù ér zhī xīn. Häufig fassen chengyu auch berühmte Sentenzen aus der klassischen Literatur zusammen und verknappen sie auf vier Zeichen… Dieses Kriterium erklärt auch, warum die Chengyu der gehobenen Sprache angehören: sie gehen auf die klassische chinesische Literatur zurück und haben einen literarischen Beigeschmack.
  4. .. womit wir auch beim letzten Kriterium wären: vier Zeichen! Die große Mehrheit der Chengyu besteht aus vier Zeichen, so auch 温故知新 wēngù-zhīxīn.

Die meisten dieser Kriterien sind nicht übermäßig strikte Kriterien, es gibt viele Ausnahmen von der Regel, was auch die manchmal die Feststellung, welche idiomatischen Ausdrücke als Chengyu gelten können und welche nicht, schwierig machen kann, die Grenzen sind fließend.

Ich möchte nun jedes dieser Kriterien anhand von konkreten Beispielen erläutern, d.h. der typische Beitrag besteht aus zwei Teilen: zunächst wird der Hintergrund eines chengyu im Detail besprochen, und danach anhand des gerade eingeführten chengyu ein Prinzip verdeutlicht, das wichtig für chengyu ist.

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