14. Januar 2012

Taiwan-Wahlen Vokabular, Teil 3

Posted in Uncategorized um 1:19 am von krisnawan

Im dritten Teil dieser Serie soll es um Ausdrücke gehen, die politische Taktiken und Effekte bezeichnen, die in der politischen Analyse eine Rolle spielen können. Es handelt sich um zwei Taktiken, die „Karten“ (牌子 páizi) bezeichnet werden, und um drei Effekte (效應 xiàoyìng).

  • 告急牌 gàojí pái „Panikkarte“: ein in vielen demokratischen Ländern bekannter Effekt: wenn ein Kandidat/eine Kandidatin besonders stark zu sein scheint, bleiben viele von seinen/ihren Anhänger oft zu Hause, da sie davon ausgehen, dass der Kandidat/die Kandidatin sowieso gewinnen wird. Dies kann sich negativ auf das Stimmgewicht auswirken, so dass dann in der Endphase zur „Panikkarte“ gegriffen wird: der Kandidat/die Kandidatin appelliert an alle Anhänger, ja zur Wahl zu gehen, denn diesmal steht alles auf Messers Schneide! Beliebte Slogans: „Rettet mich“ (拯救), „Auf Ihre Stimme kommt es an“ (就差您一票!)
  • 悲情牌 bēiqíng pái „Trauerkarte“, wohl besser „Mitleidskarte“: dies ist ebenfalls eine beliebte Taktik, nämlich all die Ungerechtigkeiten, die den Kandidaten/die Kandidatin befallen haben, herauszustellen. Politische Verfolgung, persönliche Unglücke und Krankheiten, alles, was die Wählerinnen und Wähler bewegt. In der Endphase des Wahlkampfes gibt es Kandidaten, die auf ihren Wahlkampfwagen sich vor den Zuschauern niederknien und mit Tränen in den Augen um die Stimmen flehen.
  • 棄保效應 qìbǎo xiàoyìng „Damenopfer-Effekt“: ein Begriff aus dem chinesischen Schach (Xiàngqí): 棄車保帥 qìjū–bǎoshuài („den Turm opfern, um den General (König) zu schützen“). Die drei ostasiatischen Demokratien, Japan, Südkorea und Taiwan, haben bis vor einigen Jahren alle in ihrem Wahlrecht das Prinzip der Mehrpersonenwahlkreise verwendet, d.h. die Wähler hatten eine, nicht-übertragbare Stimme, um Kandidaten in ihren jeweiligen Wahlkreisen zu wählen, wobei jedoch jeder Wahlkreis von mehreren Abgeordneten repräsentiert wurde. Dies führte zu innerparteilichen Streitigkeiten, da in vielen Wahlkreisen mehrere Kandidaten derselben Partei gegeneinander antraten. Das Damenopfer kam immer dann zur Anwendung, wenn eine Partei  befürchten musste, dass sie in einem Wahlkreis gar keine Kandidaten durchbringen würde. In einem solchen Fall würde die Partei an ihre Anhänger appellieren, dem Kandidaten/der Kandidatin die Stimme zu geben, der/die die besten Chancen hätte, ins Parlament einzuziehen, und die anderen Kandidaten derselben Partei zu “opfern”. Das Wahlrecht wurde zum Jahr 2008 nun dahingehend geändert, dass die meisten Wahlkreise jetzt Einpersonenwahlkreise geworden sind, mit Ausnahme der Wahlkreise der Ureinwohner.
    Im Wahlkampf 2012 wurde der Begriff verwendet, um das komplizierte Verhältnis zwischen zwei der größten Politiktalente ihrer Generation zu beschreiben, das zwischen Lien Chan (連戰) und James Soong (宋楚瑜). Beide begannen ihre Karriere in der KMT zu Diktaturzeiten. Als es 2000 um die Nachfolge von Präsident Lee Tenghui ging, setzte dieser die Kandidatur von Lien gegenüber dem in der Partei beliebteren Soong durch, der daraufhin die KMT verließ und als Unabhängiger antrat. Chen Shuibien (陳水扁) von der oppositionellen DPP war damals der lachende Dritte. Lien und Soong söhnten sich in der Folge aus, Soong gründete die PFP, die eine Koalition mit der KMT einging. In den letzten Jahren sind die Differenzen jedoch wieder gewachsen, was in der erneuten Kandidatur zur Präsidentschaft von James Soong gegen KMT-Amtsinhaber Ma Ying-jeou kulminierte. Lien Chan zögerte lange, sich öffentlich gegen seinen politischen Freund auszusprechen, bezog dann aber klar Position für Ma und gegen Soong. Dies wurde in der Presse als „Damenopfer“ von Lien bezeichnet. Er opferte die politische Freundschaft zu Soong, um seiner Partei zu helfen.
  • 西瓜效應 xīguā xiàoyìng „Wassermelonen-Effekt“. Dies rührt von einem taiwanesischen Sprichwort her, „die Wassermelone liegt immer auf der größeren Seite“. Dies kann verschiedene Dinge bezeichnen: zum einen eine Art „Mitnahme-Effekt“, d.h. dass beim vorhersehbaren Erfolg eines Kandidaten/einer Kandidaten viele auf den fahrenden Zug mit aufspringen wollen, sei es, dass Wähler mit ihrer Stimme auf das richtige Pferd setzen wollen, oder dass erfolgreiche Kandidaten die Anzahl ihrer politischen Freunde plötzlich vervielfachen könnne. Zum anderen kann der Begriff das bezeichnen, was im Englischen coattail effect genannt wird, z.B. bei den US-Präsidentschaftswahlen: ein starker Präsidentschaftskandidat wie Barack Obama im Jahr 2008 hatte bewirkt, dass viele demokratische Kandidaten bei zeitgleich abgehaltenen Wahlgängen mehr Stimmen als sonst bekamen. Da diesmal in Taiwan die Wahlen zur Präsidentschaft und zum Parlament zeitgleich abgehalten werden, kann dieser Effekt im Positiven wie im Negativen eintreten.
  • 鐘擺效應 zhōngbǎi xiàoyìng „Pendeleffekt“: bezeichnet die unbewusste Neigung der Wählerinnen und Wähler, eine Balance in den politischen Mächteverhältnissen herstellen zu wollen. In Deutschland ist dies oft der Fall bei Landtagswahlen, bei denen die Parteien, die im Bund regieren, einen schwereren Stand haben als die anderen. Genauso, dass nach einer Anzahl Jahren von Partei X an der Macht die Wählerschaft kollektiv auf die Idee kommt, es mal Partei Y probieren zu lassen.
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12. Januar 2012

Taiwan-Wahlen Vokabular, Teil 2

Posted in Uncategorized um 11:52 pm von krisnawan

Zwar ist Mandarin die offizielle Amtssprache in Taiwan, und dominiert daher auch den politischen Diskurs, aber die Mehrheit der Bevölkerung spricht daneben noch Taiwanesisch (台語), ein Dialekt des Südlichen Min (閩南語). Die Sprache wurde zu Zeiten des Weißen Terrors zugunsten des Mandarin unterdrückt und stellt daher für die Mehrheit der Taiwanesen ein wichtiges Stück der eigenen kulturellen Identität dar.

Es nimmt daher nicht wunder, dass im Zeitalter der Demokratie auch das Taiwanesische eine gewichtige Rolle spielt. Bei Wahlkampfauftritten, vor allem im Süden des Landes, ist es für Politiker ungeachtet ihrer eigenen Abstammung unerlässlich, zumindest einige Worte auf taiwanesisch zu sagen. Beim Amtsinhaber Ma Ying-jeou, der in Hong Kong geboren ist und dessen Familie aus demselben Landkreis wie Mao Zedong in Hunan stammt, handelt es sich sicherlich nicht um jemanden, der von kleinauf mit Taiwanesisch aufgewachsen ist. Aber selbst Ma fühlt sich bei Wahlkampfstopps im Süden genötigt, ein paar Worte auf Taiwanesisch zu sagen. Seine Aussprache ist anscheinend fürchterlich (was ich persönlich nicht beurteilen kann), es kursieren einige Videos im Internet hierzu.

Es sind auch einige Begriffe aus dem Taiwanesischen aus der Welt der politischen Kampagnen und Strategen in das Taiwan-Mandarin eingegangen, und um diese Begriffe soll es in diesem Beitrag gehen. Bei allen Begriffen habe ich versucht, die taiwanesische Aussprache zu ermitteln, und mit (TW) gekennzeichnet. Dies ist jedoch aus verschiedenen Gründen schwierig (zuvörderst, weil ich kaum fünf Worte Taiwanesisch kann), so dass für die Richtigkeit der taiwanesischen Aussprache keine Gewähr gegeben werden kann.

  • 凍蒜 tòngsuán (TW)/dòngsuàn. Der wohl bekannteste politische Begriff, der aus der taiwanesischen Sprache stammt. Die Schriftzeichen bedeuten wörtlich „gefrorener Knoblauch“, wobei es sich jedoch lediglich um eine phonetische Annäherung zur Aussprache des Wortes 當選 dāngxuǎn handelt, das im Taiwanesischen tòngsuán ausgesprochen wird. Dieses Wort wird besonders gern bei Wahlveranstaltungen gerufen, nach dem Namen des Kandidaten/der Kandidatin. Diese Sitte begann zunächst unter der Anhängerschaft der DPP, und hat sich mittlerweile auf das ganze politische Spektrum ausgeweitet. Obwohl es sich bei 凍蒜 um eine phonetische Annäherung handelt, ist es üblich geworden, dass Kandidaten von ihren Anhängern Knoblauch geschenkt bekommen, als gutes Omen für ihre Wahl.
  • 樁腳 zhuāngjiǎo, vom taiwanesischen Begriff 縛柱仔腳 pa̍k thiāu-á-kha (TW), wörtlich „die Enden der Pfähle zusammenbinden“ (eine weitere Variante im Mandarin ist 綁腳 bǎngjiǎo), bezeichnet die örtlichen Mächtigen und Vernetzten, die in der Lage sind, die Stimmen für den Kandidaten/für die Kandidatin zu „organisieren“
  • 辦桌 pān-toh (TW)/bànzhuō „einen Tisch ausrichten“: eine Wahlkampaktivität, die häufig von den obengenannten Lokalgrößen durchgeführt wird: bei Wahlkampfveranstalten werden Mahlzeiten für interessierte Wahlberechtigte bereitgestellt. Typischerweise geschieht dies im chinesischen Büffetstil, d.h. an großen runden Tischen, wie sie auch hierzulande aus chinesischen Restaurants bekannt sind.
  • 奧步  aobo (TW, Töne unbekannt)/àobù: dieser Begriff aus dem Taiwanesischen bezeichnet sich auf dirty tricks, wie sie z.B. in Schleswig-Holstein unter Uwe Barschel üblich waren.
  • 相挺: (Taiwanesische Aussprache unklar, Mandarin xiāngtǐng): bedeutet im Taiwanesischen „unterstützen“, also einen Kandidaten/eine Kandidatin im Wahlkampf. Im Mandarin kann 挺 auch die Bedeutung „unterstützen“ haben, daher ist der Gebrauch dieses Zeichens in Schlagzeilen wie „X挺蔡,Y挺馬“ (X unterstützt Tsai, Y unterstützt Ma) wohl eher keine Verkürzung des taiwanesischen 相挺.
  • 鬥陣 tàutīn (TW)/dòuzhèn (manchmal auch 逗陣), bezeichnet das Zusammenleben unter einem Dach, typischerweise von Mann und Frau, aber nicht notwendigerweise. Auch oft in der Kombination 睏鬥陣 khùntàutīn „gemeinsam unter einem Dach schlafen“. In der Politik bezeichnet dies Absprachen zwischen verschiedenen Parteien in Form eines offiziellen oder inoffiziellen Wahlbündnisses. Z.B. wurden einige Abgeordnete von der PFP bei der letzten Wahl zum Parlament im Jahr 2008 auf der Liste der KMT gewählt. Eine Begriff mit ähnlicher Bedeutung ist 作伙 (chòhóe (TW)/ zuòhuǒ).
  • 黑白講 o͘-pe̍hkóng (TW)/ hēibái jiǎng, wörtl. „Schwarz-weiß reden“. Dies ist kein politischer Terminus im engeren Sinne, aber doch ein Wort, das häufig im Wahlkampf fällt: wenn ein Kandidat/eine Kandidatin der anderen Seite vorwirft, die Tatsachen zu verdrehen und schlicht gefährlichen Unsinn zu reden, dann ist das der passende Begriff.

Anmerkung: Die demographischen Verhältnisse in Taiwan sind folgendermaßen: 2% Ureinwohner, 70% Hoklo-Taiwanesen, 15% Hakka-Taiwanesen, 13% Festlandchinesen (und deren Nachkommen). Manche benutzen daher den Begriff Hoklo, um die Sprache der Hoklo-Taiwanesen zu benennen, die jeodch auch von den meisten Hakka-Taiwanesen, und vielen Festlandchinesen beherrscht wird. Andererseits nimmt die Kompetenz bei jüngeren Jahrgängen aus urbaner Umgebung zugunsten des Mandarin ab.

(Die Begriffe habe ich vor allem aus dem Buch 動蒜!動蒜!學英語!Dong suan! Dong suan! (Taiwanese for „may you be elected“), herausgegeben im Jahr 2007 von Taiwan News, jedoch ohne jegliche Angaben zur taiwanesischen Aussprache)

Taiwan-Wahlen Vokabular, Teil 1

Posted in Uncategorized um 1:37 pm von krisnawan

  • Das politische Farbenspektrum in Taiwan wird in der Regel als blau gegen grün bezeichnet, nach den Parteifarben der jeweils größten Parteien, also das Blau der Kuomintang (KMT, 國民黨 Guómíndǎng) und das Grün der Democratic Progressive Party (DPP, 民進黨 Mínjìndǎng). In der englischsprachigen Presse werden die Lager entsprechend auch als Pan-blue und Pan-gree bezeichnet, entsprechend(泛)藍營 fàn-lányíng und(泛)綠營 fàn-lǜyíng. Bei dieser Präsidentschaftswahl gibt es jedoch auch einen Kandidaten der People’s First Party (PFP, 親民黨 Qīnmíndǎng), was zum Bruch innerhalb des pan-blauen Lagers geführt hat. Nach den Parteifarben der PFP wird daher das Lager des dritten Kandidaten als „orangenes Lager“ (橘營 júyíng) bezeichnet.
  • 選舉 xuǎnjǔ Wahl“,當選 dāngxuǎn „ gewählt werden, die Wahl gewinnen“,選民 xuǎnmín „ Wahlbürger, Wahlvolk“,候選人 hòuxuǎnrén „ Kandidat/in“, auch als Verkürzung von 選舉運動 xuǎnjǔ yùndòng zu 選運 xuǎnyùn „Wahlkampagne“
  • 票:選票 xuǎnpiào bezeichnet die „Wahlstimme“.
    • 投票 tóu piào wörtl. „Stimmen werfen“: wählen
    • 做票 zuò piào wörtl. „Stimmen machen“. Jegliche Maßnahmen anwenden, um das gewünschte Wahlergebnis zu erreichen, sowohl legaler als auch illegaler Natur.
    • 買票 mǎi piào „Stimmenkauf“. Ein im Rahmen des taiwanesischen Wahlkampfes oft erhobener Vorwurf.
    • 拜票 bài piào: „um Stimmen bitten“. Wird häufig mit anderen Wörtern wie 造勢 und 掃街 zusammen genannt.
    • 衝票 chōng piào: wörtl. „um Stimmen drängen“. Dies kommt wohl von dem Wort für (End)Spurt, 衝刺 chōngcì. Wird in der Regel auf die letzten Bemühungen des Kandidaten/der Kandidatin kurz vor Abschluss des Wahlkampfes verwandt.
    • 催票 cuī piào „um Stimmen drängen“: Bezeichnet die Bemühungen der Kandidaten und ihrer Helfer in der Endphase des Wahlkampfes, um Stimmen zu werben.
    • 驗票 yàn piào: „Stimmen untersuchen“: bezeichnet die Überprüfung von Wahlergebnissen, also die erneute Auszählung, nachdem Vorwürfe von Stimmenkauf oder anderen Manipulationen offenbar geworden sind.
    • 讓票 ràng piào wörtl. „Stimmen abgeben“. Ein Ausdruck aus dem Glückspiel (s.a. 選舉賭盤 xuǎnjǔ dǔpán), bezeichnet die Anzahl von Stimmen, die eine Partei der anderen „weggenommen“ hat. D.h. wenn die KMT um 50.000 Stimmen gegen die DPP gewonnen hat, beträgt die „ràngpiào-Rate“ 讓票率 ràngpiàolǜ der KMT 50.000 Stimmen.
  • 選舉賭盤 xuǎnjǔ dǔpán „Wahlwettpott“: (meist) illegale Wettspiele auf den Ausgang der Wahlergebnisse, es gibt Wettpools für nationale, regionale und lokale Wahlergebnisse. Wird von manchen gar als verkappte Form des Stimmenkaufs angeprangert.
  • 綁標bǎng biāo: bezeichnet die Manipulation von Wahlergebnissen.
  • 宣傳車 xuānchuán chē “Werbewagen”, im Japanischen als 街宣車 gaisensha bekannt). In Taiwan werden nach japanischem Vorbild zu Wahlkampfzeiten „Kampagnenwagen“ durch die Straßen geschickt. Es handelt sich um kleine Transporter oder Pickups, mit Wahlkampfslogans und Kandidatenporträts bestrichen, und mit lautstarken Lautsprechern versehen, die deutlich vernehmbar die Vorzüge des Kandidaten/der Kandidatin und der betreffenden Partei anpreisen. Manchmal fährt auch der Kandidat/die Kandidatin persönlich mit, wofür sich insbesondere ein Pickup mit offener Fläche hinten anbietet.
  • 掃街 sǎo jiē „die Straßen fegen“. Dies bezeichnet die Sitte im taiwanesischen Wahlkampf, dass die Kandidaten, üblicherweise auf ihren Wahlkampfwagen, langsam durch die Straßen fahren und dabei den Kontakt zu den Wählern suchen.
  • 造勢 zàoshì wörtl. „Kräfte herstellen“, bezeichnet sich auf das Abhalten von Wahlkampfveranstaltungen, um für den Kandidaten / die Kandidaten zu werben und ein gutes Presseklima herzustellen.

10. Oktober 2009

Pocken und andere Infektionskrankheiten

Posted in Uncategorized um 9:32 pm von krisnawan

Victor Mair bespricht in einem Beitrag zum Languagelog vom19. August 2009 einen Eintrag in einem anderen Blog, in dem es um die fehlerhafte Übersetzung der Beschriftung für den Lichtschalter zum Deckenlicht geht: 天花燈 ist mit „smallpox“ (Pocken bzw. Blattern) wiedergegeben. Dies rührt augenscheinlich daher, daß die Decke als 天花板 bezeichnet wird, und Pocken jedoch auch als 天花. Als medizinischer Fachausdruck firmiert indes auch 痘瘡 dòuchuāng. (Für die weiteren Hintergründe s. den Eintrag von Victor Mair).

Im Japanischen werden die Pocken in der Regel 天然痘 tennentō genannt, wobei in medizinischen Kreisen auch 疱瘡 hōsō bzw. 痘瘡 tōsō und üblich sind bzw. waren. Im Englischen ist die Krankheit als smallpox bekannt, oder auch als the pox (obwohl grundsätzlich pox jedwede Art von Pockenkrankheit bezeichnen kann). Variola bezeichnet im Englischen den Pockenvirus, wobei dies im Lateinischen auch den Namen der Krankheit bezeichnet (daher im Französischen variole und im Indonesischen variola, wobei auch ein malaiisches Wort, cacar, verwendet wird).

Es folgen noch eine Reihe von anderen Erkrankungen

Windpocken

Im Englischen chickenpox oder varicella, im Chinesischen und Japanischen beide 水痘 shuǐdòu/suitō, wobei im Japanischen auch „Wasserpocken“, 水疱瘡 mizuhōsō gebräuchlich ist. Im Indonesischen dem Japanischen ähnlich cacar air „Wasserpocken“.

Syphilis

Im Englischen auch the great pox genannt, obwohl smallpox viel tödlicher war. Im Chinesischen und Japanischen beide 梅毒 méidú/baidoku, wobei statt 梅 auch die gleichlautenden Zeichen 黴 und 霉 verwendet werden können. Im Japanischen wird zudem seltener auch 瘡毒 sōdoku gebraucht. Im Indonesischen direkt aus dem Lateinischen, sifilis.

Scharlach

Im Englischen in der Regel scarlet fever, wobei auch der lateinische Name scarlatina gebräuchlich ist, der auch im Indonesischen, skarlatina, zur Verwendung kommt. Im Japanischen und Chinesischen jeweils eine Lehnübersetzung aus dem Englischen, 猩紅熱 shōkōnetsu/xīnghóngrè, wobei anzumerken ist, daß im Japanischen 猩紅 in der Bedeutung ’scharlachrot‘ viel seltener verwendet wird als im Chinesischen. Es gibt in der traditionellen chinesischen Medizin noch einige veraltende Bezeichnungen für die Krankheit: 丹痧 dānshā,  爛喉痧 lànhóushā, 疫疹 yìzhěn.

Pest

Diese Krankheit galt im Westen als die Seuche schlechthin, so daß die Bezeichnungen in den europäischen Sprachen darauf anspielen: das deutsche Wort ist eine Verkürzung des lateinischen Wortes für „Seuche“, Pestilenz. Im Englischen wird ein germanisches Wort, the plague, verwendet, und seltener auch das lateinische pestilence. Das Niederländische verwendet pest genauso wie das Deutsche, und beide Sprachen haben diese Wörter jeweils ins Indonesische als pés und ins Japanische als ペスト pesuto entlehnt. Das Chinesische, das naturgemäß nicht zu einer solchen direkten Entlehnung neigt, hat hingegen eine Neuschöpfung geschaffen, die auf die Tatsache anspielt, daß die Pesterreger in der Regel durch Ratten verbreitet werden: die „Rattenseuche“, 鼠疫 shǔyì. Es sei noch anzumerken, daß im Japanischen das Zeichen, daß sich aus dem Krankheitsradikanden und dem Zeichen für Ratte zusammensetzt, 癙, und s(h)o gelesen wird, veraltend für die Krankheit verwendet wird und sogar pesuto gelesen werden kann. Ursprünglich bedeutet dieses Zeichen jedoch ‚krank vor Sorgen‘, im Japanischen kiyami, im Chinesischen sogar ausschließlich, wie in 癙憂 shǔyōu.

Die großen Epidemien des Mittelalters und der frühen Neuzeit haben ihre Spuren in der kollektiven Psyche der Menschheit hinterlassen, weswegen die Pest in den verschiedenen Sprachen auch unter der Bezeichnung Schwarzer Tod bekannt ist, im Englischen entsprechend Black Death, im Indonesichen kematian hitam oder wabah hitam „Schwarze Seuche“, im Japanischen und Chinesischen entsprechend 黒死病 kokushibyō bzw. hēisǐbìng.

Abschließend noch die Bezeichnungen der drei hauptsächlichen todbringenden Unterarten der Pest.

  • die Beulenpest, im Englischen bubonic plague, im Japanischen und Chinesischen jeweils Bezeichnungen, die auf die Lymphdrüsen anspielen: 腺ペスト sen-pesuto bzw. (淋巴)腺鼠疫 (línbā)xiànshǔyì.
  • die Pestsepsis, im Englischen septicemic plague. Eine Sepsis bzw. Blutvergiftung heißt im Japanischen und Chinesischen 敗血, und dies kommt in den Bezeichnungen für die Pestsepsis zur Geltung: ペスト敗血症 pesuto-haiketsushō bzw. 敗血性鼠疫 bàixuèxìng shǔyì.
  • die Lungenpest, im Englischen pneumonic plague, heißt im Japanischen und Chinesischen auch entsprechend 肺ペスト hai-pesuto bzw. 肺鼠疫 fèishǔyì.

Masern

measles, oder im Englischen veraltend auch rubeola. Im Chinesischen und Japanischen wird das Wort 麻疹 verwendet, wobei das erste Zeichen auch durch ein gleichlautendes anderes Zeichen ersetzt werden kann: 痲疹. Die Aussprache lautet entsprechend mázhěn oder mashin, wobei im Japanischen auch der Ausdruck hashika für die Krankheit geläufig ist, welcher ebenfalls mit denselben Zeichen geschrieben wird. In der chinesischen Umgangssprache sind indes auch andere Ausdrücke wie 痧子 shāzi bzw. 疹子zhěnzi im Gebrauch.

Keuchhusten

Auch Pertussis, Stickhusten. Englisch whooping cough oder pertussis. Indonesisch batuk rejan. Chinesisch/Japanisch 百日咳 bǎirìké/hyakunichizeki.

Röteln

Englisch rubella auch German measles, Indonesisch rubéla, Chinesisch/Japanisch 風疹 fēngzhěn/fūshin. Eine weitere Bezeichnung im Chinesischen, von dem Wort 蕁麻 für „Brennesseln“, lautet 蕁麻疹 xúnmázhěn.

Mumps

Früher Ziegenpeter oder Tölpel genannt, wissenschaftlich auch Parotitis epidemica oder Salivitis epidemica, was die Tatsache widerspiegelt, daß Mumps vor allem zur Schwellung der Ohrspeicheldrüse (Glandula parotidea) führt. Im Englischen heißt die Krankheit mumps oder epidemic pariotitis. Im Indonesischen heißt sie beguk.

Im Chinesischen und Japanischen beziehen sich die landläufigen Bezeichnungen auf die Backe, die wissenschaftlichen Bezeichnungen genauer auf die Ohrspeicheldrüse. Die landläufigen Bezeichnungen lauten im Chinesischen 痄腮 zhàsāi und im Japanischen お多福風邪 otafukukaze, wobei sich letzteres auf otafukumen bezieht, welches ein Gesicht mit angeschwollenen Backen bezeichnet. In Taiwan gibt es noch eine aus dem Taiwanesischen herrührende Bezeichnung, die „Schweinekopfhaut“ bedeutet und entsprechend ins dortige Mandarin übertragen werden kann: 豬頭皮 zhūtóupí. Die wissenschaftlichen Bezeichnungen bedeuten soviel wie „epidemische Ohrspeicheldrüsenentzüng“, was im Chinessichen (流行性)腮腺炎 (liúxíngxìng) sāixiànyán und im Japanischen 流行性耳下腺炎 ryūkōsei jikasen’en. Unter dem Einfluß des Japanischen kann im Chinesischen auch 耳下腺炎 ěrxiàxiànyán verwendet werden.

Malaria

Im Französischen übrigens „Marschkrankheit“, paludisme, genannt. Während im Englischen, Indonesischen und Japanischen jeweils malaria verwendet wird, gibt es im Chinesischen eine Neuschöpfung: 瘧疾 nüèjí.

18. März 2009

成語-Videos

Posted in Uncategorized um 12:50 pm von krisnawan

Diese Webseite hat ganz nett gemachte Chengyu-Videos, jeweils mit Untertiteln, auf chinesisch und englisch. Ich habe wiederum HYW um Hilfe gebeten, diese für mich in A. oft verwendete und B. manchmal gebrauchte Chengyu aufzuteilen (etwa die Hälfte fällt in die Kategorie C. kaum benutzt, die lassen wir hier mal aus Platzgründen außen vor). Auch hier habe ich vor, später mal genauere Beschreibungen hinzuzufügen, aber ich will diese zunächst einmal auflisten. (Falls es eine in Taiwan eher übliche Variante gibt, ist diese in Klammern gesetzt)

A. oft

一毛不拔yīmáobùbá, 一箭双雕yījiànshuāngdiāo, 一身是胆yīshēnshìdǎn, 一鸣惊人yīmíngjīngrén, 一鼓作气yīgǔzuòqì, 不可多得bùkěduōdé, 世外桃源shìwàitáoyuán, 义无反顾yìwúfǎngù, 乐不思蜀lèbùsī-Shǔ, 乐此不疲lècǐbùpí, 井底之蛙jǐngdǐzhīwā, 亡羊补牢wángyángbǔláo, 从容不迫cóngróng bùpò, 刮目相看guāmùxiāngkàn, 前功尽弃qiángōngjìnqì, 千变万化qiānbiànwànhuà, 半途而废bàntúérfèi, 叹为观止tànwéiguānzhǐ, 名不虚传míngbùxūchuán, 因地制宜yīndìzhìyí, 如火如荼rúhuǒrútú, 家喻户晓jiāyùhùxiǎo, 对牛弹琴duìniútánqín, 尽善尽美jìnshànjìnměi, 按图索骥àntúsuǒjì, 捷足先登jiézúxiāndēng, 旁若无人pángruòwúrén, 易如反掌yìrúfǎnzhǎng, 有志者事竟成yǒuzhìzhě shì jìng chéng, 望梅止渴wàngméizhǐkě, 杞人忧天Qǐrén-yōutiān, 标新立异biāoxīnlìyì, 栩栩如生xǔxǔrúshēng (lebensecht), 欣欣向荣xīnxīnxiàngróng, 毛遂自荐Máosuì-zìjiàn (Eigenlob stinkt?), 沾沾自喜zhānzhānzìxǐ, 滥竽充数lànyúchōngshù, 熟能生巧shúnéngshēngqiǎo, 犹豫不决yóuyùbùjué, 独一无二dúyīwú’èr, 百闻不如一见bǎi wén bù rú yī jiàn (Ein Bild sagt mehr als tausend Worte), 破釜沉舟pòfǔchénzhōu, 破镜重圆pòjìngchóngyuán, 约法三章yuēfǎsānzhāng, 纸上谈兵zhǐshàngtánbīng, 老当益壮lǎodāngyìzhuàng, 胸有成竹xiōngyǒuchéngzhú, 脚踏实地jiǎotàshídì, 萍水相逢píngshuǐxiāngféng (sich zufällig über den Weg laufen), 见怪不怪jiànguàibùguài, 谈何容易tánhéróngyì,车水马龙chēshuǐmǎlóng, 近朱者赤,近墨者黑jìnzhūzhě chìjìnmòzhě hēi, 近水楼台 jìnshuǐ lóutái, 远走高飞yuǎnzǒugāofēi, 金玉其外,败絮其中jīnyù qí wàibàixù qí zhōng, 锲而不舍qiè’érbùshě, 得意忘形déyìwàngxíng,老马识途lǎomǎshítú (識途老馬), 走马观花zǒumǎguānhuā (走馬看花), 盲人摸象mángrénmōxiàng (瞎子摸象)

B. manchmal

一字千金yīzìqiānjīn, 三人成虎sānrénchénghǔ, 专心致志zhuānxīnzhìzhì, 乘兴而来chéngxìng’érlái, 乘风破浪chéngfēngpòlàng, 从善如流cóngshànrúliú, 余音绕梁yúyīnràoliáng, 倾城倾国qīngchéngqīngguó, 入木三分rùmùsānfēn, 八仙过海, 各显神通Bāxiān guòhǎi, gèxiǎnshéntōng, 前事不忘, 后事之师qiánshì bù wàng , hòushì zhī shī, 势如破竹shìrúpòzhú (unaufhaltsam voranschreiten),十年树木,百年树人 shíniánshùmùbǎiniánshùrén, 南辕北辙nányuánběizhé (Wasser predigen und Wein trinken), 同心同德tóngxīntóngdé, 后生可畏hòushēngkěwèi, 因势利导yīnshìlìdǎo, 囫囵吞枣húlúntūnzǎo, 塞翁失马sàiwēngshīmǎ, 夜郎自大Yèláng-zìdà, 奇货可居qíhuòkějū , 妙笔生花miàobǐ shēnghuā, 宁为玉碎 ,不为瓦全níng wéi yùsuìbù wéi wǎquán, 实事求是shíshìqiúshì, 巧夺天工qiǎoduótiāngōng, 开天辟地kāitiānpìdì, 当局者迷, 旁观者清dāngjúzhě mí, pángguānzhě qīng, 待价而沽dàijiàérgū, 志在四方zhìzàisìfāng, 愚公移山Yúgōng-yíshān, 才高八斗cáigāobādǒu, 挥汗如雨huīhànrúyǔ, 捉襟见肘zhuōjīnjiànzhǒu, 掩耳盗铃yǎn’ěrdàolíng, 望洋兴叹wàngyáng xīngtàn, 机不可失jībùkěshī,杯弓蛇影bēigōngshéyǐng,江郎才尽Jiāngláng-cáijìn, 沉鱼落雁chényú luòyàn, 沧海桑田cānghǎi sāngtián,洛阳纸贵Luòyáng-zhǐguì,游刃有余yóurènyǒuyú,点石成金diǎnshíchéngjīn,狐假虎威hújiǎhǔwēi, 玩物丧志wánwùsàngzhì, 班门弄斧bānménnòngfǔ, 瓮中捉鳖wèngzhōngzhuōbiē, 画蛇添足huàshétiānzú, 画饼充饥huàbǐngchōngjī, 画龙点睛huàlóngdiǎnjīng, 盘根错节pángēncuòjié, 相濡以沫xiāngrúyǐmò, 神机妙算shénjīmiàosuàn, 空中楼阁kōngzhōnglóugé, 立竿见影lìgānjiànyǐng, 笑里藏刀xiàolǐcángdāo, 缘木求鱼yuánmùqiúyú, 返老还童fǎnlǎohuántóng, 逐鹿中原zhúlù-Zhōngyuán, 门庭若市méntíngruòshì, 闭月羞花bìyuèxiūhuā, 闭门造车bìmén zàochē/jū, 风声鹤唳fēngshēnghèlì, 鬼斧神工guǐfǔshéngōng, 鸡犬相闻jīquǎnxiāngwén, 鹤立鸡群hèlìjīqún, 鹬蚌相争,渔翁得利yùbàngxiāngzhēngyúwēngdélì (Wenn zwei sich streiten, freut sich der dritte), 黄粱一梦huángliángyīmèng, 黔驴技穷Qián-lǘ-jìqióng (am Ende seiner (bescheidenen) Kräfte sein), 安步当车 ānbùdàngchē/jū, 拔苗助长bámiáozhùzhǎng (揠苗助長), 骑驴找驴qílǘzhǎolǘ (騎驢找馬).