14. Januar 2012

Taiwan-Wahlen Vokabular, Teil 3

Posted in Uncategorized um 1:19 am von krisnawan

Im dritten Teil dieser Serie soll es um Ausdrücke gehen, die politische Taktiken und Effekte bezeichnen, die in der politischen Analyse eine Rolle spielen können. Es handelt sich um zwei Taktiken, die „Karten“ (牌子 páizi) bezeichnet werden, und um drei Effekte (效應 xiàoyìng).

  • 告急牌 gàojí pái „Panikkarte“: ein in vielen demokratischen Ländern bekannter Effekt: wenn ein Kandidat/eine Kandidatin besonders stark zu sein scheint, bleiben viele von seinen/ihren Anhänger oft zu Hause, da sie davon ausgehen, dass der Kandidat/die Kandidatin sowieso gewinnen wird. Dies kann sich negativ auf das Stimmgewicht auswirken, so dass dann in der Endphase zur „Panikkarte“ gegriffen wird: der Kandidat/die Kandidatin appelliert an alle Anhänger, ja zur Wahl zu gehen, denn diesmal steht alles auf Messers Schneide! Beliebte Slogans: „Rettet mich“ (拯救), „Auf Ihre Stimme kommt es an“ (就差您一票!)
  • 悲情牌 bēiqíng pái „Trauerkarte“, wohl besser „Mitleidskarte“: dies ist ebenfalls eine beliebte Taktik, nämlich all die Ungerechtigkeiten, die den Kandidaten/die Kandidatin befallen haben, herauszustellen. Politische Verfolgung, persönliche Unglücke und Krankheiten, alles, was die Wählerinnen und Wähler bewegt. In der Endphase des Wahlkampfes gibt es Kandidaten, die auf ihren Wahlkampfwagen sich vor den Zuschauern niederknien und mit Tränen in den Augen um die Stimmen flehen.
  • 棄保效應 qìbǎo xiàoyìng „Damenopfer-Effekt“: ein Begriff aus dem chinesischen Schach (Xiàngqí): 棄車保帥 qìjū–bǎoshuài („den Turm opfern, um den General (König) zu schützen“). Die drei ostasiatischen Demokratien, Japan, Südkorea und Taiwan, haben bis vor einigen Jahren alle in ihrem Wahlrecht das Prinzip der Mehrpersonenwahlkreise verwendet, d.h. die Wähler hatten eine, nicht-übertragbare Stimme, um Kandidaten in ihren jeweiligen Wahlkreisen zu wählen, wobei jedoch jeder Wahlkreis von mehreren Abgeordneten repräsentiert wurde. Dies führte zu innerparteilichen Streitigkeiten, da in vielen Wahlkreisen mehrere Kandidaten derselben Partei gegeneinander antraten. Das Damenopfer kam immer dann zur Anwendung, wenn eine Partei  befürchten musste, dass sie in einem Wahlkreis gar keine Kandidaten durchbringen würde. In einem solchen Fall würde die Partei an ihre Anhänger appellieren, dem Kandidaten/der Kandidatin die Stimme zu geben, der/die die besten Chancen hätte, ins Parlament einzuziehen, und die anderen Kandidaten derselben Partei zu “opfern”. Das Wahlrecht wurde zum Jahr 2008 nun dahingehend geändert, dass die meisten Wahlkreise jetzt Einpersonenwahlkreise geworden sind, mit Ausnahme der Wahlkreise der Ureinwohner.
    Im Wahlkampf 2012 wurde der Begriff verwendet, um das komplizierte Verhältnis zwischen zwei der größten Politiktalente ihrer Generation zu beschreiben, das zwischen Lien Chan (連戰) und James Soong (宋楚瑜). Beide begannen ihre Karriere in der KMT zu Diktaturzeiten. Als es 2000 um die Nachfolge von Präsident Lee Tenghui ging, setzte dieser die Kandidatur von Lien gegenüber dem in der Partei beliebteren Soong durch, der daraufhin die KMT verließ und als Unabhängiger antrat. Chen Shuibien (陳水扁) von der oppositionellen DPP war damals der lachende Dritte. Lien und Soong söhnten sich in der Folge aus, Soong gründete die PFP, die eine Koalition mit der KMT einging. In den letzten Jahren sind die Differenzen jedoch wieder gewachsen, was in der erneuten Kandidatur zur Präsidentschaft von James Soong gegen KMT-Amtsinhaber Ma Ying-jeou kulminierte. Lien Chan zögerte lange, sich öffentlich gegen seinen politischen Freund auszusprechen, bezog dann aber klar Position für Ma und gegen Soong. Dies wurde in der Presse als „Damenopfer“ von Lien bezeichnet. Er opferte die politische Freundschaft zu Soong, um seiner Partei zu helfen.
  • 西瓜效應 xīguā xiàoyìng „Wassermelonen-Effekt“. Dies rührt von einem taiwanesischen Sprichwort her, „die Wassermelone liegt immer auf der größeren Seite“. Dies kann verschiedene Dinge bezeichnen: zum einen eine Art „Mitnahme-Effekt“, d.h. dass beim vorhersehbaren Erfolg eines Kandidaten/einer Kandidaten viele auf den fahrenden Zug mit aufspringen wollen, sei es, dass Wähler mit ihrer Stimme auf das richtige Pferd setzen wollen, oder dass erfolgreiche Kandidaten die Anzahl ihrer politischen Freunde plötzlich vervielfachen könnne. Zum anderen kann der Begriff das bezeichnen, was im Englischen coattail effect genannt wird, z.B. bei den US-Präsidentschaftswahlen: ein starker Präsidentschaftskandidat wie Barack Obama im Jahr 2008 hatte bewirkt, dass viele demokratische Kandidaten bei zeitgleich abgehaltenen Wahlgängen mehr Stimmen als sonst bekamen. Da diesmal in Taiwan die Wahlen zur Präsidentschaft und zum Parlament zeitgleich abgehalten werden, kann dieser Effekt im Positiven wie im Negativen eintreten.
  • 鐘擺效應 zhōngbǎi xiàoyìng „Pendeleffekt“: bezeichnet die unbewusste Neigung der Wählerinnen und Wähler, eine Balance in den politischen Mächteverhältnissen herstellen zu wollen. In Deutschland ist dies oft der Fall bei Landtagswahlen, bei denen die Parteien, die im Bund regieren, einen schwereren Stand haben als die anderen. Genauso, dass nach einer Anzahl Jahren von Partei X an der Macht die Wählerschaft kollektiv auf die Idee kommt, es mal Partei Y probieren zu lassen.

12. Januar 2012

Taiwan-Wahlen Vokabular, Teil 2

Posted in Uncategorized um 11:52 pm von krisnawan

Zwar ist Mandarin die offizielle Amtssprache in Taiwan, und dominiert daher auch den politischen Diskurs, aber die Mehrheit der Bevölkerung spricht daneben noch Taiwanesisch (台語), ein Dialekt des Südlichen Min (閩南語). Die Sprache wurde zu Zeiten des Weißen Terrors zugunsten des Mandarin unterdrückt und stellt daher für die Mehrheit der Taiwanesen ein wichtiges Stück der eigenen kulturellen Identität dar.

Es nimmt daher nicht wunder, dass im Zeitalter der Demokratie auch das Taiwanesische eine gewichtige Rolle spielt. Bei Wahlkampfauftritten, vor allem im Süden des Landes, ist es für Politiker ungeachtet ihrer eigenen Abstammung unerlässlich, zumindest einige Worte auf taiwanesisch zu sagen. Beim Amtsinhaber Ma Ying-jeou, der in Hong Kong geboren ist und dessen Familie aus demselben Landkreis wie Mao Zedong in Hunan stammt, handelt es sich sicherlich nicht um jemanden, der von kleinauf mit Taiwanesisch aufgewachsen ist. Aber selbst Ma fühlt sich bei Wahlkampfstopps im Süden genötigt, ein paar Worte auf Taiwanesisch zu sagen. Seine Aussprache ist anscheinend fürchterlich (was ich persönlich nicht beurteilen kann), es kursieren einige Videos im Internet hierzu.

Es sind auch einige Begriffe aus dem Taiwanesischen aus der Welt der politischen Kampagnen und Strategen in das Taiwan-Mandarin eingegangen, und um diese Begriffe soll es in diesem Beitrag gehen. Bei allen Begriffen habe ich versucht, die taiwanesische Aussprache zu ermitteln, und mit (TW) gekennzeichnet. Dies ist jedoch aus verschiedenen Gründen schwierig (zuvörderst, weil ich kaum fünf Worte Taiwanesisch kann), so dass für die Richtigkeit der taiwanesischen Aussprache keine Gewähr gegeben werden kann.

  • 凍蒜 tòngsuán (TW)/dòngsuàn. Der wohl bekannteste politische Begriff, der aus der taiwanesischen Sprache stammt. Die Schriftzeichen bedeuten wörtlich „gefrorener Knoblauch“, wobei es sich jedoch lediglich um eine phonetische Annäherung zur Aussprache des Wortes 當選 dāngxuǎn handelt, das im Taiwanesischen tòngsuán ausgesprochen wird. Dieses Wort wird besonders gern bei Wahlveranstaltungen gerufen, nach dem Namen des Kandidaten/der Kandidatin. Diese Sitte begann zunächst unter der Anhängerschaft der DPP, und hat sich mittlerweile auf das ganze politische Spektrum ausgeweitet. Obwohl es sich bei 凍蒜 um eine phonetische Annäherung handelt, ist es üblich geworden, dass Kandidaten von ihren Anhängern Knoblauch geschenkt bekommen, als gutes Omen für ihre Wahl.
  • 樁腳 zhuāngjiǎo, vom taiwanesischen Begriff 縛柱仔腳 pa̍k thiāu-á-kha (TW), wörtlich „die Enden der Pfähle zusammenbinden“ (eine weitere Variante im Mandarin ist 綁腳 bǎngjiǎo), bezeichnet die örtlichen Mächtigen und Vernetzten, die in der Lage sind, die Stimmen für den Kandidaten/für die Kandidatin zu „organisieren“
  • 辦桌 pān-toh (TW)/bànzhuō „einen Tisch ausrichten“: eine Wahlkampaktivität, die häufig von den obengenannten Lokalgrößen durchgeführt wird: bei Wahlkampfveranstalten werden Mahlzeiten für interessierte Wahlberechtigte bereitgestellt. Typischerweise geschieht dies im chinesischen Büffetstil, d.h. an großen runden Tischen, wie sie auch hierzulande aus chinesischen Restaurants bekannt sind.
  • 奧步  aobo (TW, Töne unbekannt)/àobù: dieser Begriff aus dem Taiwanesischen bezeichnet sich auf dirty tricks, wie sie z.B. in Schleswig-Holstein unter Uwe Barschel üblich waren.
  • 相挺: (Taiwanesische Aussprache unklar, Mandarin xiāngtǐng): bedeutet im Taiwanesischen „unterstützen“, also einen Kandidaten/eine Kandidatin im Wahlkampf. Im Mandarin kann 挺 auch die Bedeutung „unterstützen“ haben, daher ist der Gebrauch dieses Zeichens in Schlagzeilen wie „X挺蔡,Y挺馬“ (X unterstützt Tsai, Y unterstützt Ma) wohl eher keine Verkürzung des taiwanesischen 相挺.
  • 鬥陣 tàutīn (TW)/dòuzhèn (manchmal auch 逗陣), bezeichnet das Zusammenleben unter einem Dach, typischerweise von Mann und Frau, aber nicht notwendigerweise. Auch oft in der Kombination 睏鬥陣 khùntàutīn „gemeinsam unter einem Dach schlafen“. In der Politik bezeichnet dies Absprachen zwischen verschiedenen Parteien in Form eines offiziellen oder inoffiziellen Wahlbündnisses. Z.B. wurden einige Abgeordnete von der PFP bei der letzten Wahl zum Parlament im Jahr 2008 auf der Liste der KMT gewählt. Eine Begriff mit ähnlicher Bedeutung ist 作伙 (chòhóe (TW)/ zuòhuǒ).
  • 黑白講 o͘-pe̍hkóng (TW)/ hēibái jiǎng, wörtl. „Schwarz-weiß reden“. Dies ist kein politischer Terminus im engeren Sinne, aber doch ein Wort, das häufig im Wahlkampf fällt: wenn ein Kandidat/eine Kandidatin der anderen Seite vorwirft, die Tatsachen zu verdrehen und schlicht gefährlichen Unsinn zu reden, dann ist das der passende Begriff.

Anmerkung: Die demographischen Verhältnisse in Taiwan sind folgendermaßen: 2% Ureinwohner, 70% Hoklo-Taiwanesen, 15% Hakka-Taiwanesen, 13% Festlandchinesen (und deren Nachkommen). Manche benutzen daher den Begriff Hoklo, um die Sprache der Hoklo-Taiwanesen zu benennen, die jeodch auch von den meisten Hakka-Taiwanesen, und vielen Festlandchinesen beherrscht wird. Andererseits nimmt die Kompetenz bei jüngeren Jahrgängen aus urbaner Umgebung zugunsten des Mandarin ab.

(Die Begriffe habe ich vor allem aus dem Buch 動蒜!動蒜!學英語!Dong suan! Dong suan! (Taiwanese for „may you be elected“), herausgegeben im Jahr 2007 von Taiwan News, jedoch ohne jegliche Angaben zur taiwanesischen Aussprache)

Taiwan-Wahlen Vokabular, Teil 1

Posted in Uncategorized um 1:37 pm von krisnawan

  • Das politische Farbenspektrum in Taiwan wird in der Regel als blau gegen grün bezeichnet, nach den Parteifarben der jeweils größten Parteien, also das Blau der Kuomintang (KMT, 國民黨 Guómíndǎng) und das Grün der Democratic Progressive Party (DPP, 民進黨 Mínjìndǎng). In der englischsprachigen Presse werden die Lager entsprechend auch als Pan-blue und Pan-gree bezeichnet, entsprechend(泛)藍營 fàn-lányíng und(泛)綠營 fàn-lǜyíng. Bei dieser Präsidentschaftswahl gibt es jedoch auch einen Kandidaten der People’s First Party (PFP, 親民黨 Qīnmíndǎng), was zum Bruch innerhalb des pan-blauen Lagers geführt hat. Nach den Parteifarben der PFP wird daher das Lager des dritten Kandidaten als „orangenes Lager“ (橘營 júyíng) bezeichnet.
  • 選舉 xuǎnjǔ Wahl“,當選 dāngxuǎn „ gewählt werden, die Wahl gewinnen“,選民 xuǎnmín „ Wahlbürger, Wahlvolk“,候選人 hòuxuǎnrén „ Kandidat/in“, auch als Verkürzung von 選舉運動 xuǎnjǔ yùndòng zu 選運 xuǎnyùn „Wahlkampagne“
  • 票:選票 xuǎnpiào bezeichnet die „Wahlstimme“.
    • 投票 tóu piào wörtl. „Stimmen werfen“: wählen
    • 做票 zuò piào wörtl. „Stimmen machen“. Jegliche Maßnahmen anwenden, um das gewünschte Wahlergebnis zu erreichen, sowohl legaler als auch illegaler Natur.
    • 買票 mǎi piào „Stimmenkauf“. Ein im Rahmen des taiwanesischen Wahlkampfes oft erhobener Vorwurf.
    • 拜票 bài piào: „um Stimmen bitten“. Wird häufig mit anderen Wörtern wie 造勢 und 掃街 zusammen genannt.
    • 衝票 chōng piào: wörtl. „um Stimmen drängen“. Dies kommt wohl von dem Wort für (End)Spurt, 衝刺 chōngcì. Wird in der Regel auf die letzten Bemühungen des Kandidaten/der Kandidatin kurz vor Abschluss des Wahlkampfes verwandt.
    • 催票 cuī piào „um Stimmen drängen“: Bezeichnet die Bemühungen der Kandidaten und ihrer Helfer in der Endphase des Wahlkampfes, um Stimmen zu werben.
    • 驗票 yàn piào: „Stimmen untersuchen“: bezeichnet die Überprüfung von Wahlergebnissen, also die erneute Auszählung, nachdem Vorwürfe von Stimmenkauf oder anderen Manipulationen offenbar geworden sind.
    • 讓票 ràng piào wörtl. „Stimmen abgeben“. Ein Ausdruck aus dem Glückspiel (s.a. 選舉賭盤 xuǎnjǔ dǔpán), bezeichnet die Anzahl von Stimmen, die eine Partei der anderen „weggenommen“ hat. D.h. wenn die KMT um 50.000 Stimmen gegen die DPP gewonnen hat, beträgt die „ràngpiào-Rate“ 讓票率 ràngpiàolǜ der KMT 50.000 Stimmen.
  • 選舉賭盤 xuǎnjǔ dǔpán „Wahlwettpott“: (meist) illegale Wettspiele auf den Ausgang der Wahlergebnisse, es gibt Wettpools für nationale, regionale und lokale Wahlergebnisse. Wird von manchen gar als verkappte Form des Stimmenkaufs angeprangert.
  • 綁標bǎng biāo: bezeichnet die Manipulation von Wahlergebnissen.
  • 宣傳車 xuānchuán chē “Werbewagen”, im Japanischen als 街宣車 gaisensha bekannt). In Taiwan werden nach japanischem Vorbild zu Wahlkampfzeiten „Kampagnenwagen“ durch die Straßen geschickt. Es handelt sich um kleine Transporter oder Pickups, mit Wahlkampfslogans und Kandidatenporträts bestrichen, und mit lautstarken Lautsprechern versehen, die deutlich vernehmbar die Vorzüge des Kandidaten/der Kandidatin und der betreffenden Partei anpreisen. Manchmal fährt auch der Kandidat/die Kandidatin persönlich mit, wofür sich insbesondere ein Pickup mit offener Fläche hinten anbietet.
  • 掃街 sǎo jiē „die Straßen fegen“. Dies bezeichnet die Sitte im taiwanesischen Wahlkampf, dass die Kandidaten, üblicherweise auf ihren Wahlkampfwagen, langsam durch die Straßen fahren und dabei den Kontakt zu den Wählern suchen.
  • 造勢 zàoshì wörtl. „Kräfte herstellen“, bezeichnet sich auf das Abhalten von Wahlkampfveranstaltungen, um für den Kandidaten / die Kandidaten zu werben und ein gutes Presseklima herzustellen.

25. März 2010

Hansdampf in allen Gassen

Posted in Übersetzung, 成語 um 7:39 am von krisnawan

Diese schöne Redewendung hat, wie Wikipedia zeigt, drei verschiedene Bedeutungen im Deutschen, wobei zwei davon miteinander verbunden sind.

Tausendsassa / Generalist

Dies ist die neutrale bis positive Bedeutung, ein aktiver, vielseitiger Mensch. Auf chinesisch läßt sich dazu 多面手, 通才 sagen.

Jack of all trades – master of none

Im Englischen hat die entsprechende Formulierung eine ziemlich negative Färbung angenommen, nämlich, daß der Hansdampf sich in allem ein wenig auskennt, aber in nichts sehr gut. Hierfür gibt es auch viele Ausdrucksweisen im Mandarin: das umgangssprachliche 樣樣通,樣樣鬆 (oder auch das strukturell ähnliche  門門懂,樣樣瘟), das schriftsprachliche Chengyu 博而不精, und im Festlandchinesischen noch 萬金油 (in Taiwan scheint dies vor allem eine Salbe gegen Mückenstiche zu bezeichnen).

Jugendlich-ungestüm

Wohl von der Bezeichnung „Dampf“ beeinflußt, kann dies im Deutschen schließlich noch jemanden bezeichnen, der zwar voller Energie ist, aber sich ein wenig ungeschickt dabei anstellt. Auf chinesisch gibt es kein passendes Chengyu, also muß man hier eine umschreibende Ausdrucksweise wählen: 精力旺盛但是笨手笨腳.

(HT @HYW)

16. Januar 2010

奧許維茨集中營大門的標語

Posted in Mandarin um 8:16 pm von krisnawan

上個月有一則引人矚目的新聞:奧許維茨集中營大門上方著名的金屬標語 Arbeit macht frei (「勞動帶來自由」) 遭竊,經過警察追查,幾天後才成功尋回。

這個口號源於1872年一個德國民族主義作家小說名稱,從此這句話就在像納粹運動之類的民族主義者之間流傳。後來在1920年代,威瑪共和政府為了降低失業率推出大規模公共工程計畫政策,也用這個口號來宣傳,同時也是暗指中世紀已有的口號“Stadtluft macht frei“ (「城市空氣帶來自由」)。

中世紀的德國農民分成三種: 自由農民 („Freibauern“, „freemen“), 還有兩種農奴:為了避免兵役而成為農奴的 („Hörige“, „villeins“) 和原來祖先就是農奴的(„Leibeigene“, „serfs“)。農奴的權利非常有限: 譬如說沒有地主的允許不可以離開土地、 也不能結婚。相對的,地主也有保護農奴的義務,也不能讓他們離開地主的土地。中世紀農奴身份由父母繼承,因此有許多農奴對自己的身份不滿意,並不令人感到訝異。當時就有“Stadtluft macht frei“ (「城市空氣帶來自由」)的法律原則:如果一個農奴逃到城市, 而且成功躲藏了一年又一天,他就成為該市自由市民。因此這個口號也代表一種對於自由的渴望。

在這個背景下 把意含著解放的標語放置於滅絕營的大門上是一種無情的諷刺。 標語承諾「勞動帶來自由」可是實際上勞動帶來的是必死無疑的命運。

11. Januar 2010

蘋父無梨子

Posted in Mandarin, 成語 um 2:08 am von krisnawan

我上次討論的德文成語的典故,可以分成四類如下:

  • 一、 古代經文: 不僅是從基督教的聖經, 而且是從古代羅馬、希臘、日耳曼族的神話中來源的成語。
  • 二、 民眾俗語: 與漢語一樣, 也有反映民眾智慧的成語。
  • 三、 文學名言: 引用從古至今各個時代名垂千古的作家而出的成語。
  • 四、 拉丁文片語:到中世紀歐洲的學問都是用拉丁文的。儘管時代變遷,在德國很多學生還在學校拉丁文。因此書面語還有許多是直接從拉丁文借用的慣用語。

我這次想介紹的是一則民眾俗語來的成語: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. 直譯是「蘋果落的地方離樹幹不遠」,意思就是說孩子受到很多父母的影響, 他在很多方面上就會接近父母。另一種說法是Wie der Vater, so der Sohn (「兒子如父親」)。中文有一則類似成語「虎父無犬子」,但是可能有所差別。您認為呢?

10. Januar 2010

德文有成語嗎?

Posted in Mandarin, 成語 um 5:57 pm von krisnawan

對漢語詞彙中的成語很感興趣,最近我學習漢語的焦點著重於這方面。當我學習漢語詞彙中的成語時,我常常考慮漢語的成語怎麼樣翻譯成德文。因為德文很明顯也有類似功能的詞彙,我想不時地在這裡介紹一些德文的「成語」,同時亦當作中文作文練習。

但是還有一個先要討論的問題:德文真的有成語嗎?

成語是與漢語詞彙有密切關係的概念,日文、韓文這些受到了漢語龐大影響的語言當然也借用了漢語的成語詞彙,而像德文這種與漢語完全無關的西方語言,如何會有成語?我在進一步探求這個論點之前,將試圖定義一下漢語中的成語。這就是一件錯綜複雜的工作,因為每個提到成語的文獻都有自己的定義,例如這三個在網路上找到的:

「成語是漢語中一般概念的固定片語或短句,並帶有歷史故事及哲學意義」

「成语是表示一般概念的固定词组或句子,绝大部分是由四个字组成的。」

「一種語言中簡短有力的固定詞組,可作為句子的成分。形式不一,以四言為主。一般而言都有出處來源,與引申的比喻義,而非單純使用字面上意思。」

我從這幾個不同定義中抽取了四個要素:

一、固定性:成語不能隨意改變用字
二、慣用性:成語的語意不能望文生義
三、古典性:成語源於經典名著
四、四字性:成語由四個字而組成

但是這四個因素只是趨勢不是絕對規律。有的成語有變體、有的成語的意思是望文生義的、有的成語是從現代文學而來的或者出處不明、有的成語只有三個字或者比四個字多。但是可謂符合的條件愈多、該成語的典型性愈高。因此界定成語和非成語的其他熟語非常有疑問、這樣難以分類的現象在語言學分析過程中並不希罕。

那德文有這樣的成語嗎?當然不能擁有最典型的種類,因為德文不使用漢字,不能用四個字組成片語。可是德文中有詞語是符合四個條件當中三個:有固定性、慣用性、古典性的片語。在這裡還有另外一個問題:德文沒有相當於「成語」的詞。德文的Redewendung就是「熟語」的意思、包括所有的慣用語,口語、書面語、俚語、文雅語來的。因此我會用「德文成語」這樣的說法。我承認德文可能並沒有如漢語一樣的成語概念、所以也可以說我是從漢語的觀點來看德文,介紹一些在功能與用途上相當於漢語成語的德文詞彙。

9. Januar 2010

Rhetorische Figuren in 成語

Posted in 成語 um 2:28 am von krisnawan

In vielen Chengyu können rhetorische Figuren (修辭 xiūcí)  zum Einsatz. Die folgende Abhandlung geht von der Liste auf S. 60 in „不錯用成語“ von 石雨祺 aus. Da dort jedoch die rhetorischen Figuren nicht erklärt werden, habe ich hier Erläuterungen angefügt.

Similes und Metaphern

Im Chinesischen werden bei einem rhetorischen Vergleich (比喻 bǐyù) drei Komponenten angesetzt (vgl. auch Artikel auf Wikipedia):

  1. 喩體 yùtǐ, das Wort, das Gegenstand des Vergleichs ist
  2. 喩詞 yùcí, ein vergleichendes Wort, also in der Regel eine Konjunktion, z.B. „wie“ oder „als“
  3. 喩依 yùyī, der Vergleich selbst.

Ein Beispiel aus dem oben erwähnten Wikipediartikel:

動也不動,彷如 石像

  • 喻體:他
  • 喻詞:彷如
  • 喻依:石像

Nun lassen sich drei Arten unterscheiden, je nach dem, welche Komponenten vorhanden sind:

  • 明喻 míngyù: hier sind alle Komponenten vorhanden, und würden im Deutschen wohl einem Simile entsprechen. Beispiele für Chengyu:  虛懷若谷 xūhuái-ruògǔ, 門庭若市 méntíng-ruòshì, 如火如荼 rúhuǒ-rútú.
  • 暗喻 ànyù (andere Bezeichnungen 隱喻 yǐnyù, 略喻 lüèyù): hier fehlt die Konjunktion, doch sind sowohl der Gegenstand des Vergleichs als auch der Vergleich selbst vorhanden. Im Deutschen scheint mir zusamen mit dem folgenden 借喻 unter Metapher zu fallen. Beispiele für Chengyu: 車水馬龍 chēshuǐ-mǎlóng, 唇槍舌戰 chúnqiāng-shézhàn, 草木皆兵 cǎomù-jiēbīng.
  • 借喻 jièyù: hier gibt es nur den Vergleich, d.h. der Gegenstand muß aus dem Kontext erschlossen werden. Fällt im Deutschen auch unter Metapher. Beispiele für Chengyu: 望穿秋水 wàngchuān-qiūshuǐ, 破鏡重圓 pòjìng-chóngyuán,  班門弄斧 bānmén-nòngfǔ.

Personifikation und Reifikation

Auf chinesisch heißt dies 比擬 bǐnǐ oder 轉化 zhuǎnhuà, bei der einer nichtmenschlichen Entität menschliche Eigenschaften oder Gefühle zugeschrieben werden. Beispiele wären 閉月羞花 bìyuè-xiūhuā, 呆若木雞 dāiruò-mùjī.

Hyperbel

rhetorisches Stilmittel der Übertreibung (auf chinesisch 誇張 kuāzhāng oder 誇飾 kuāshì): 怒髮衝冠 nùfǎ-chōngguān(Zhuangzi, Shiji), 頂天立地 dǐngtiān-lìdì, 一步登天yībù-dēngtiān.

Rhetorische Frage

Auf chinesisch 反問 fǎnwèn genannt. Chengyu dieser Form sind meistens zweigliedrig, wie z.B. 不入虎穴,焉得虎子 bù rù hǔxuè, yān dé hǔzǐ; 皮之不存,毛將焉附 pí zhī bù cún, máo jiāng yān fù.

Kontrast

Scheint im Deutschen keine rhetorische Figur per se zu sein, sondern eher eine semantische Kategorie. Zwar scheint dem am ehesten noch die Anthithese nahezukommen, aber diese ist recht eng umrissen. Im der chinesischen Rhetorik wird jedenfalls 對比 duìbǐ unter den rhetorischen Figuren eingeordnet. Chengyu-Beispiele: 口蜜腹劍 kǒumì-fùjiàn, 口是心非 kǒushì-xīnfēi, 虎頭蛇尾 hǔtóu-shéwěi

Parallelismus

Dies ist mein Versuch, den chinesischen Ausdruck 對偶 duì’ǒu zu übersetzen. Es gibt drei Arten, worauf in dem Buch nicht weiter eingegangen wird, weswegen ich an dieser Stelle Beispiele von einem Internetportal verwende:

  • 正對 zhèngduì: die parallelen Komponenten haben eine ähnliche Bedeutung: 烏飛兔走 wūfēi-tùzǒu, 厲兵秣馬lìbīng-mòmǎ (Zuozhuan), 歸馬放牛 guīmǎ-fàngniú
  • 反對 fǎnduì: die parallelen Komponenten haben eine entgegengesetzte Bedeutung. Bei chengyu wird der Unterschied zu 對比 minimal sein: 陽奉陰違 yángfèng-yīnwéi, 古是今非 gǔshì-jīnfēi, 泰山鴻毛 Tàishān-hóngmáo
  • 串對 chuànduì: zwischen den parallelen Komponenten besteht ein adverbialer Zusammenhang: konsekutiv (承接), konditional (條件), kausal (因果), final (目的) etc. Beispiele für chengyu: 兔死狐悲 tùsǐ-húbēi, 前赴後繼 qiánfù-hòujì, 觸目驚心 shùmù-jīngxīn, 水滴石穿 shuǐdī-shíchuān, 順藤摸瓜 shùnténg-mōguā, 貪小失大 tānxiǎo-shīdà, 打草驚蛇 dǎcǎo-jīngshé, 見異思遷 jiànyì-sīqiān, 得意忘形 déyì-wàngxíng,唇紅齒寒 chúnhóng-chǐhán,春華秋實 chūnhuá-qiūshí

Wiederholung

Im Buch heißt es 反覆 fǎnfù, welches „Wiederholung“ bedeutet. Die Beispiele aus dem Buch scheinen jedoch alle auf eine semantische Wiederholung hinzudeuten, also auf chengyu, die aus zwei Teilen mit annähernd gleicher Bedeutung bestehen. Es mag da im einzelnen feine Unterschiede zu den gerade besprochenen Parallelismen (對偶) bestehen, aber Ähnlichkeiten bestehen. Beispiele aus dem Buch: 登峰造極 dēngfēng-zàojí, 星移斗轉 xīngyí-dǒuzhuǎn, 提綱挈領 tígāng-qièlǐng, 審時度勢 shěnshí-dùshì, 情真意切 qíngzhēn-yìqiè.

Synekdoche und Metonymie

Im Deutschen ist die Synekdoche als Ersetzung eines Begriffs durch einen anderen mit engerer oder weiterer Bedeutung, einem Ober- oder Unterbegriff definiert (pars-pro-toto ist das bekannteste Beispiel für eine Synekdoche, aber nicht das einzige), während Metonymie eher auf eine sachliche oder geistige Beziehung zwischen den beiden Begriffen abzielt. Natürlich ist der Übergang hier fließend, und so nimmt es nicht wunder, daß der chinesische Begriff 借代 jièdài beides, sowohl Synekdoche als auch Metonymie, abzudecken scheint (die Wikipedia weiß hier wieder mehr und hat auch noch einige Unterkategorien zu bieten). Folgende Beispiele: 目不識丁、批堅執銳、扭轉乾坤、迫在眉睫、拈花惹草.

Anadiplose/Epanalepse

Anadiplose auf chinesisch scheint 頂真 zu sein (auch頂針,聯珠,蟬聯). Das Problem ist, daß die im Buch angeführten Beispiele keine Anadiplosen sind, sondern eher Epanalepsen: 知無不言,言無不盡; 人同此心,心同此理.

Palindrome

Hier scheint der chinesische Begriff, 回文 (迴文,回環) wiederum weiter als der deutsche zu sein, denn er scheint auch Sentenzen zu umfassen, die nicht total palindrom sind: 來者不善,善者不來.

19. November 2009

Daily chengyu tweet

Posted in English um 12:01 pm von krisnawan

I’ve started a daily chengyu tweet at www.twitter.com/chinesischblog, it will provide a chengyu a day, with an explanation in English. The data is from a chengyu database I’ve been compiling, and phyrex was so kind as to help me with setting up a script. The script will go live in 3 days,  and if everything works out, it should run for almost four years.

Comments are most welcome!

17. November 2009

Obama uses chengyu in Shanghai

Posted in English, Fehler, News, 成語 um 2:34 pm von krisnawan

Even though President Barack Obama is not known to be an aficionado of chengyu unlike Secretary of State Hillary Clinton, last night when he gave a speech to students in Shanghai, he made his obligatory mention of a Chinese idiom:

There’s a Chinese proverb: „Consider the past and you shall know the future.“ (about 15:45 into the video)

As I’ve commented several times on this blog, whenever a (Taiwanese) politician uses chengyu, there’s always a potential for  them to make a fool out of themselves for committing a mistake or two or another. (Though the American media were also debating whether Hillary Clinton did use the appropriate chengyu with respect to the US-China relationship).

Barack Obama did not misuse a chengyu yesterday, but it still caused controversy in the Taiwanese media, because some media outlets had reported he had used one of the Confucian classics, 溫故知新 wēn gù zhī xīn, which is from the following part of Confucius‘ Analects:

子曰:“溫故而知新,可以為師矣。”
The Master said, „If a man keeps cherishing his old knowledge, so as continually to be acquiring new, he may be a teacher of others.“

Obama was stressing the good record of mutual ties between the US and China, so it is a bit odd to use this chengyu, which mainly relates to expanding knowledge, even though some media outlets didn’t miss a beat:

美國總統歐巴馬今天在上海演講時,引用「溫故而知新」的「論語」語句談中美關係,強調兩國過去藉合作讓彼此更繁榮、安全,未來基於相互的利益、尊重就更能有成就。

So it didn’t take long until some journalists noticed the discrepancy and so the next chengyu controversy was born:

這句話對照歐巴馬講話的前後文來看,應該是「鑑往知來」的意思。歐巴馬說這一段話,主要指的是,美國過去跟大陸打交道,有過挫折,也碰到過一些問題,但是雙方敵對的關係是會改變的。所以應該是「鑑往知來」,而不是某些媒體翻譯的「溫故知新」。

The origin of the alternative put forward, 鑑往知來 jiàn wăng zhī lái, is less clear, some point to a poem in the Shijing of rather negative tone , but I think the more probable source is Liezi, a Daoist text:

是故聖人見出以知入,觀往以知來,此其所以先知之理也。
Therefore, the Sage observes the origin in order to know the issue, scrutinizes the past in order to know the future. Such is the principle whereby he attains foreknowledge.

So Confucius talks about developing new knowledge from old, but Liezi talks about observing the past as to know the future, so between these two, it’s clearly the latter that fits better.

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